Kellerexperte

Hanghaus – Keller zwingend erforderlich

Das Hanghaus hat durchaus seine Reize, erfordert aber viel Fachwissen rund um den Bau. Zum einen muss das Haus gegen Abrutschen geschützt sein und zum anderen muss auch nach der Fertigstellung sichergestellt sein, dass kein Wasser eindringen kann. Mit diesem Ratgeber möchten wir Baufamilien rund um die Besonderheiten sowie die Optionen rund um den Kellerbau beim Haus in Hanglage informieren.

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Bauen am Hang: Besonderheiten und Herausforderungen

Immer öfter entscheiden sich Bauherren auch für schwierige Grundstücke zum Bauen und erfüllen sich den Wunsch vom Eigenheim mit einem Hanghaus. Das Bauen am Hang bietet nicht nur eine Reihe von Vorteilen, sondern erfordert auch von Architekten und Baufirmen eine Menge an Fachwissen. Wir haben uns die verschiedenen Herausforderungen näher angeschaut und möchten zukünftigen Hausbesitzern bei ihrer Entscheidung zum Hanggrundstück behilflich sein.  

Hangwasser: Risiken und Maßnahmen

Beim Bauen am Hang ist nicht nur die Bodenbeschaffenheit wichtig. Insbesondere das versickernde Regenwasser (Sickerwasser), Grundwasser sowie. Die wasserführenden Bodenschichten (Schichtwasser) stellen bei der Planung eine große Herausforderung dar. Entscheidend dabei sind die Unterschiede zwischen dem höchsten Wasserstand aus dem Grundwasser (HGW) und dem höchsten Wasserstand aus Hochwasser (HHW).

Bei einem Hanggrundstück fließt Sickerwasser zwangsläufig in das Tal. Steht allerdings ein Haus im Weg, dann staut sich das Wasser an der rückwärtigen Gebäudehülle und drückt im Laufe der Zeit gegen die Bausubstanz. Des Weiteren sorgen für eine vermehrte Wasseransammlung an der Gebäudehülle auf der einen Seite der hohe Grundwasserstand und auf der anderen Seite das Schichtwasser. Dies bedeutet, dass ein Hanghaus besonders gut gegen Feuchtigkeit und eindringendes Wasser geschützt werden muss.

Beim Hausbau wird dies durch die sogenannte „Schwarze Wanne“, entsprechende Drainagen und gezielt gesetzte Anschlüsse zur Grundstücksentwässerung realisiert. Die erwähnten Anschlüsse sorgen dafür, dass Wasserströme abgeleitet werden und es in der Folge nicht zu Staunässe kommt. Hierzu müssen während des Hausbaus die Vorschriften der DIN 18533 zur Bauwerksabdichtung beachtet werden. In der DIN geht es in erster Linie um den Schutz von Bauwerken gegen Wasser und Feuchtigkeit.

Neben der DIN 18533 müssen beim Hanghaus zusätzliche Abdichtungsnormen beachtet werden. Im Einzelnen zählen hierzu:

  • DIN 18531 – Abdichtung von Dächern bei Balkonen, Loggien und Laubengängen

  • DIN 18532 – Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton

  • DIN 18534 – Abdichtung von Innenräumen

  • DIN 18535 – Abdichtung von Behältern und Becken

Sehr oft kommt es bei Hangwasser auch zu Streitigkeiten mit Nachbarn. Hausbesitzer der tieferliegenden Grundstücke müssen dabei sicherlich die Naturkräfte und die entstehenden Wassermengen gerade bei starken Regenfällen akzeptieren. Grund für die Auseinandersetzungen sind in der Regel meist bauliche Veränderungen, sodass zusätzlich zum Regenwasser auch unterirdisches Wasser auf die tieferliegenden Grundstücke fließt. Hauseigentümer müssen das nicht akzeptieren.

Baustelleneinrichtung

Das Bauen am Hang hat den Vorteil, dass ein Teil der Baugrube bereits vorhanden ist, da an der Talseite weniger Erdreich ausgehoben und später abtransportiert werden muss. Vielfach ist jedoch die Baustelleneinrichtung für ein Hanghaus deutlich aufwendiger. Des Weiteren wird eine Absicherung des Grundstückes gegen unbeabsichtigtes Abrutschen erforderlich. Und nicht zuletzt müssen die Zufahrten bei einer Hanglage so konzipiert werden, dass auch schwere Baustellenfahrzeuge dies ohne Probleme nutzen können.

Erschließung: Wege und Zufahrten

Im Rahmen der Erschließung ist es wichtig, dass das Haus an das Grundstück angepasst wird. Experten raten bei einem Hanghaus grundsätzlich zum Bau eines Kellers. Der Grund ist schnell erklärt, denn bei einem Haus mit Untergeschoss müssen deutlich weniger Auffüllungen vorgenommen werden als bei einem Haus mit einer Bodenplatte. In den meisten Fällen erfolgt auf der Talseite beim Talbau Haus eine Aufschüttung.

Baurechtliche Vorschriften

Um die Baugenehmigung für ein Hanghaus zu erhalten, verlangen die meisten Gemeinden, dass bestimmte Richtlinien und Vorschriften exakt eingehalten werden müssen. Aus diesem Grund ist es ratsam, beim Bau in Hanglage mit einem erfahrenen Architekten zusammenzuarbeiten.

Ausrichtung des Hauses

Gerade bei der Hanglage ist die Ausrichtung des Hauses sehr wichtig und sollte in jedem Fall an die bestehende Grundstückssituation angepasst werden. Schon bei der Planung des Hauses müssen die verschiedenen Vor- und Nachteile in Bezug auf die Ausrichtung berücksichtigt werden.

Häuser an einem Südhang bieten die optimale Öffnung der Gebäude zur Sonne, während Häuser am Nordhang eher ein Schattendasein führen. Beim Bau an einem Ost- bzw. Westhang muss die Baufamilie entweder morgens oder abends auf Sonneneinstrahlung verzichten. Des Weiteren gilt, je steiler ein Hanggrundstück ist, umso deutlicher werden die Auswirkungen spürbar.

So wirken sich die Himmelsrichtungen auf das Hanghaus aus:

  • Südhang – Haus öffnet sich zur Sonne; ideal zur Nutzung von Solarenergie; auf sommerlichen Wärmeschutz achten, denn Südterrassen werden im Sommer oft sehr heiß

  • Nordhang – wenig direkt Sonne, sodass Haus ein Schattendasein führt; eine gute Dämmung ermöglicht große Fenster in Richtung Norden; Verschattung des Gartens kann vermieden werden; Terrasse sollte möglichst neben dem Haus liegen

  • Ost- bzw. Westhang – Verzicht auf Morgen- oder Abendsonne; extreme Auswirkungen bei sehr steilen Grundstücken; vor dem Kauf die Besonnung und deren Möglichkeiten überprüfen

Bauweisen und Möglichkeiten für Hanghäuser

Je nach Bodenbeschaffenheit und vorhandenem Gefälle kann das Hanghaus in verschiedenen Bauweisen errichtet werden. Grundsätzlich kommen für den Bau in Hanglage die nachfolgenden Bauweisen in Betracht.

Split-Level

Die Split-Level Bauweise wird in Fachkreisen auch als Terrassenbauweise bezeichnet. Dies bedeutet, dass das Haus terrassenartig in das Tal gebaut wird. Auf den ersten Blick sieht das ansprechend und reizvoll aus, erfordert allerdings konstruktionstechnisch einen deutlich größeren Aufwand. Bei der Split-Level Bauweise sind viele Außenwände erforderlich, was sich letztendlich in der Höhe der Baukosten bemerkbar macht. Des Weiteren sorgen die zahlreichen Übergänge und Anschlüsse in den verschiedenen Ebenen ebenfalls für Mehrkosten.

Bei der Terrassenbauweise können je nach Größe des Gefälles sowohl halbe als auch ganze Split-Level-Geschosse konzipiert und versetzt gebaut werden. Allerdings sollten die Bewohner bei einem solchen Hanghaus gut zu Fuß sein. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich müssen Tag für Tag viele Treppen überwunden werden, um die Höhenunterschiede zwischen den Geschossen auszugleichen. Barrierefreiheit ist in einem solchen Haus nicht mehr gegeben.

Stelzenbau

Da gerade bei einem sehr starken Gefälle oder bei sehr felsigen Böden der Aushub schwierig ist, bietet sich der Bau des Hauses in Hanglage auf Stelzen an. Dabei wird das Haus auf der Talseite aufgeständert, wie es in Fachkreisen heißt. Bei dieser Bauweise liegt oben die Bodenplatte bzw. das Fundament für das Untergeschoss im Hang und unten auf Stelzen. Mittels Punktfundament werden die Stelzen im Hang verankert. Hierbei entfällt der Aushub auf der Talseite. Sofern das Grundstück eine günstige Lage hat, kann die Ständerkonstruktion in Richtung Talseite als Carport oder als überdachter Eingang genutzt werden.

Bauherren müssen jedoch bedenken, dass der Stelzenbau auch eine Reihe von Nachteilen mit sich bringt. Viele Teile des Hauses sowie die Unterseite sind permanent den Außentemperaturen ausgesetzt und müssen daher auch intensiver gedämmt werden.

Haus Eingraben

Ist der Boden des Grundstücks nicht zu felsig, kann das Haus auch eingegraben, also in den Hang gebaut werden. Die unterste Etage vom Haus liegt dabei unterhalb der Erde, während die Talseite mit entsprechenden Fenstern und vielfach auch mit dem Hauseingang versehen wird. Vorteil dieser Bauweise ist, dass die Außenwände im Erdreich von einer konstanten Bodentemperatur von ca. 8 Grad profitieren, was bei der Dämmung berücksichtigt werden kann.

Beim Bauen darf allerdings nicht vergessen werden, dass ein solches Hanghaus sehr großen Mengen an Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Aus diesem Grund muss ein sehr gutes Drainagesystem im Erdreich das Hangwasser vom Haus wegführen. Gleichzeitig müssen alle erdberührenden Teile des Hauses gut abgedichtet werden.

Ist es möglich, auf der Talseite die Zufahrt zu errichten, kann die Hanglage sehr gut als Garage genutzt werden, sodass die Bewohner trockenen Fußes das Hausinnere erreichen.

Bei einem solchen Haus in Hanglage profitieren die Eigentümer nach dem Einzug von einem fantastischen Blick in Richtung Tal.

Keller integrieren in Hanglage: Was ist zu beachten?

Immer öfter möchten Bauherren beim Hausbau nicht auf die Unterkellerung verzichten. Die Gründe hierfür liegen klar auf der Hand. Das Untergeschoss kann sowohl als Stau- wie auch als Wohnraum genutzt werden und das bei einem vergleichsweise geringen Kostenaufwand. Baufamilien sollten aus Kostengründen nicht leichtfertig auf eine Unterkellerung verzichten, denn sehr oft werden sie dies im Nachhinein bereuen. Grundsätzlich kann auch ein Haus in Hanglange ohne größere Probleme mit einem Keller gebaut werden. Üblicherweise wird der Keller auf der Hangseite in das Erdreich eingegraben. In Richtung Talseite sorgen große Fenster für die natürliche Belichtung der Räume, sodass die Unterkellerung als Wohnkeller genutzt werden kann. Den Bewohnern bietet sich so ausreichend Platz für ein Büro, eine Einliegerwohnung oder als Hobbyraum. Damit keine Feuchtigkeit in den Keller eindringen kann, werden in der Regel wasserundurchlässige Betonfertigteile für das Bauvorhaben verwendet.

Nur wenn die Bodenbeschaffenheit des Grundstücks sehr ungünstig ist, sollte auf den Aushub für den Keller verzichtet werden.

Welche Kelleroptionen gibt es für das Hanghaus?

Für ein Haus in Hanglage bietet sich der Wohnkeller an, was letztendlich auch zu einer Wertsteigerung des Hauses führt. Selbst wenn die Unterkellerung nicht als Wohnkeller genutzt wird, macht sich die spezielle Außendämmung recht bald bezahlt. Ein solcher Keller bietet sich für die verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten an. Er kann als Einliegerwohnung für Kinder oder Großeltern ebenso genutzt werden wie als Home Office. Wird die Einliegerwohnung fremdvermietet, dann können die Mieteinnahmen für die Finanzierung genutzt werden.

Selbstverständlich kann der Keller beim Hanghaus auch als reiner Nutzkeller verwendet werden. Dort findet sich dann Platz für die Haustechnik, sodass keine wertvolle Wohnfläche auf der darüberliegenden Wohnebene dafür verschwendet werden muss. Ebenfalls bietet sich der Nutzkeller auch für sehr geräuschintensive Geräte und Maschinen an.

Damit ausreichend Licht in das Kellergeschoss gelangt, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beim Bauen in den Hang, kann die freiliegende Seite des Kellers komplett verglast werden. Die Zimmer dort bieten einen atemberaubenden Blick ins Tal. Auf der Hangseite sorgen Fenster mit Lichtschächten für ausreichend Helligkeit in den Räumen.

Beim Bauen am Hang raten Experten zu einem Beton-Fertigkeller. Die einzelnen Betonfertigteile werden im Werk des Kelleranbieters bereits mit allen notwendigen Öffnungen und Rohren vorgefertigt.

Vorteile eines Kellers im Hanghaus

Aufgrund der Mehrkosten für den Keller überlegen viele Baufamilien, ob der Keller wirklich so sinnvoll ist und welche Vorteile sie davon haben. Wir haben uns hierzu informiert und möchten die Vorteile kurz zusammenfassen.

  • Der Keller in einem Haus in Hanglage kann als hochwertiger Wohnraum genutzt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob er eigengenutzt oder fremdvermietet wird.

  • Im Keller lässt es sich entspannt arbeiten, denn man ist sehr gut räumlich getrennt vom Rest des Hauses. So lässt sich die Trennung zwischen Berufs- und Privatleben sehr gut umsetzen.

  • Der Keller kann auch zur Wellness-Oase umgebaut werden und bietet Platz für Sauna bis hin zum privaten Spa-Bereich mit oder ohne Pool bzw. eigenes Fitnessstudio.  

  • Die Haustechnik findet im Keller ihren Platz und es muss dafür keine wertvolle Wohnfläche in den oberen Etagen verwendet werden.

Worauf muss bei einer Wohnung im Souterrain oder Keller geachtet werden?

Der Wohnkeller unter dem. Haus in Hanglage muss zusätzlich genehmigt werden. Entsprechende Regelungen sind der Landesbauordnung (LBO) zu entnehmen. Soll das Kellergeschoss. Als Wohnkeller genutzt werden, dann müssen die folgenden Punkte beachtet werden:

  • Höhe –  Mindestens 2,30 m. In einigen Bundesländern gibt es Ausnahmen.

  • Fenster und Türbreite – In Bezug auf die Mindest-Fenstergröße müssen die verschiedenen Vorgaben eingehalten werden. Von Bundesland zu Bundesland können diese variieren.

  • Heizung/Dämmung – jeder Wohnkeller benötigt eine Heizung. Dabei sind die Vorschriften des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für KfW 55, 40 und 40 Plus Standard einzuhalten. Der maximale U-Wert beträgt nach der EnEV 2016 0,283. W/(m²K).

  • Fluchtwege – Es müssen geeignete Fluchtmöglichkeiten vorhanden sein.

Die Einliegerwohnung gilt als förderfähig, sodass im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Fördermittel vergeben werden. aufgrund der Effizienzhausförderung werden die Fördermittel pro Wohneinheit gewährt, sodass Hausbesitzer für ein Haus in Hanglage mit Einliegerwohnung die doppelte Förderung beantragen können. Als Beispiel gibt es dann für ein Effizienzhaus 40 Plus mit zwei Wohneinheiten außer den günstigen Krediten auch ein Zuschuss von bis zu 75.000 Euro.

Kann man einen Nutzkeller zum Wohnraum ausbauen?

Wurde der Keller beim Haus in Hanglage ursprünglich als Nutzkeller konzipiert, kann er nur zum Wohnkeller ausgebaut werden, wenn er eine ausreichend lichte Höhe sowie die Möglichkeit zur Belichtung durch entsprechende Fenster bietet. Nur dann kann der Keller baurechtlich als Wohnraum genutzt werden. Die entsprechenden Raumhöhen werden in den jeweiligen Landesbauordnungen geregelt.

Des Weiteren werden bei der Umwandlung zum Wohnkeller die Räume im Kellergeschoss als Geschossfläche gewertet. Das Bauamt regelt dabei die zulässige Quadratmeterzahl auf dem jeweiligen Baugrund als Geschossflächenanzahl (GFZ). Zusätzlich müssen sich Eigentümer an die Vorschriften für das betreffende Bundesland und der gültigen Landesbauordnung halten. Dazu zählen

  • Wärmedämmung

  • Geschosshöhe

  • Zweiter Fluchtweg

  • Größe der Fenster

  • Breite der Eingangstür

Fazit – Kosten sparen durch intelligente Raumnutzung

Grundstücke in Hanglage bieten ein großes Potenzial und viele Möglichkeiten beim Bauen. Wird von Anfang an der Keller als Wohnkeller geplant, bieten die entstehenden Räumlichkeiten nicht nur ausreichend zusätzlichen Platz, sondern können bei Bedarf auch vermietet werden, umso die Finanzierung auf sichere Beine zu stellen.

Nicht nur der Hausbau, sondern auch das Grundstück sind bei einem Haus in Hanglage kostspielig, sodass die vorhandene Grundfläche bestmöglich genutzt werden soll. Mit einem Keller bekommen Hauseigentümer eine Reihe von zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten.

Tobias Beuler

Tobias Beuler

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